Die letzten 2 Wochen

Nach dem Abstieg aus den Bergen begann ein neuer Abschnitt. Es ging viel an der Strasse entlang. Die Girls waren zusammen von Pitesti unterwegs nach Bukarest – auch viel an der Strasse entlang. Ich ging eineinhalb Tage durch reichere Gegenden, auch entlang von vielen Haeusern, die hauptsaechlich im Sommer genutzt werden, dann kamen auch aermere Gegenden, schliesslich die Einfalltore nach Bukarest. Die Zeit in Bukarest und dann wieder entlang von Strassen Richtung Bulgarien.
Viele dieser Orte sind kleine oder groessere langgezogene Doerfer, die fast ausschliesslich an der Strasse angesiedelt sind. Oft kilometerlang. Verkehr, Laerm, Gestank und dann immer durch diese Doerfer. In diesen Doerfern grenzt Grundstueck an Grundstueck und diese sind dann meist mit Zaeunen zur Strasse hin abgetrennt. Manchmal hatte ich das Gefuehl, selbst eingezaeunt zu sein, konnte es fast nicht mehr ertragen, mich in diesem Schlauch zu befinden.
Hinter den Grundstuecken befindet sich erst einmal das oft grosszuegige Land der Besitzer, die auch richtig viel Gemuese und Obst fuer den taeglichen Gebrauch und fuer den Winter, manchmal auch Futter fuer die Tiere, wie Mais, anbauen. Aus den Bergen kommend lagen hinter den Grundstuecken die auslaufenden Huegel, nach Bukarest Felder und Felder und spaeter das Donausumpfgebiet. All diese Natur war fuer mich auf der Strasse nicht erreichbar, nur zu sehen. Versuche, Nebenwege zu gehen, sind meisst gescheitert, weil es dann doch irgendwie dort nicht weiterging.
So war ich gefangen, gebunden an das Gehen auf der Strasse, verbunden mit dem Bewusstsein der Strasse. Eine Strasse hat grundsaetzlich die Tendenz nicht wirklich zu enden. Irgendwie geht es immer weiter. Und so bin ich auch gut vorangekommen, hab meine Technik der Transformation von Informationen aus dem Untergrund – heisst von dem Grund unter meinen Fuessen – wiederentdeckt, ausgebaut und all dies durch meine Fuesse, Beine, Unterkoerper, Oberkoerper, laufen lassen, durch mein Herz….. den Transformater eingeschaltet….. hat sich auch gut angefuehlt.
Und so bin ich irgendwie getrennt gewesen, durch das Verbunden-Sein mit dem Bewusstsein der Strasse, getrennt gewesen von dem Gesamtbewusstsein der Gegend, getrennt von der Seele des Landes…… 2 Wochen!!!!!!!!!!!!
Angekommen an der Donau, die in weiten Bereichen die Grenze zwischen Rumaenien und Bulgarien ist, endlich wieder tiefer durchatmen, tiefer das „Alles fuehlen“, das Gesamte, die Seele der Donau, des Landes, die Natur wahrnehmen….. puh……….

Gluecklicherweise gab es zwischendrin einige wundervolle Ereignisse: zum Beispiel als ich 2 Tage nach Bukarest dem Schilf zugehoert habe – dieser Klang des wehenden Schilfes ist etwas wunderbares, entspannendes, reinigendes, klaerendes, gedankenreinigendes……..
und wieder so wunderbare Begegnungen mit Menschen, die mich eingeladen haben
– einen Tag in einer  Villa, 12 Personen, Mitglieder von 3 Familien. Sie haben mir wirklich alles angeboten, Essen, Kleidung, Schuhe, und sogar, falls ich nach den 4-5 Jahren nicht weiss wohin, eine Wohnstatt, die nicht berechnet wird, in Bukarest……….
-einen Abend hilft mir die Polizei ein Quartier zu finden. Es wird hin und her telefoniert und schon sitze ich im Polizeiauto und werden zu meinem Quartier gebracht. Die 3 lieben jungen Polizisten warten so lange, bis die Wirtin, mir das Bett gemacht hat und mein Essen serviert hat.
– eine Nacht bei Gabriel und Lila. Gabriel wollte mir so vieles Schenken, aber die eingemachten 3 Marmeladenglaeser konnte ich einfach nicht mitnehmen, weil ich ja keinen Zucker esse (ausserdem zu schwer), den Fisch, frisch aus der Donau gefangen, ich esse ja keine Tiere, ausserdem hatte ich gerade einen Fastentag, also hab ich abends sowieso nicht gegessen, aber Kaese, Brot, Fruehstueck usw hab ich natuerlich angenommen….. Es war so schoen, als er fast hilflos fragte, was er mir denn noch geben koenne, zu sagen, das es mich einfach so freut, und er mir soviel damit gibt, wenn ich seine Stille in Herzen, seine Ruhe, seine inneren HerzRaum, seine Zufriedenheit fuehlen darf. Frieden!!!!!!!!!!!
– eine Nacht bei Sorin, die letzte Nacht in Rumaenien, ein einfacher Mann, der an diesem Tag 10 Stunden Holz faellen war, laedt mich ein. Voellig unvorbereitet in seine kleine Butze. Schnell wird noch die voellig verdreckte Bettwaesche ausgewechselt. Er bietet mir sein Bett an, wird im Vorraum auf dem Boden schlafen. Seine Frau hat sich von ihm getrennt. Kein fliessendes Wasser, was aber in Rumaenien haeufig der Fall ist. Er wollte noch schnell Fleisch kaufen, da wo er mich aufgelesen hatte – bin aber Vegetarier und hab dann auf den Schmand und Bananen gezeigt. Er ist fast verzweifelt, wie ein Mann das auch noch auf Brot isst, ohne Fleisch leben kann. Nicht raucht und dann noch nicht mal nen Bier mit ihm trinkt. Er hat innerlich immer nur die Haende ueber dem Kopf zusammengeschlagen, hat es nicht fassen koennen.
Das waren meine letzten 4 Naechte in Rumaenien 🙂

Bukarest
ist ein sehr interessante Stadt mit unverhofften Entdeckungen, Entdeckungen, die nach 5 Tagen aber noch nicht alle gemacht waren, und somit ein Geheimnis fuer mich bleiben. Es scheint eine Stadt zu sein, in der sich noch so vieles Ungeahntes entwickeln kann und wird. Eine spannende Stadt. Es fiel mir schwer, zu gehen, weil da alle diese Dinge noch entdeckt werden wollten.
Magdalena verabschiedet sich unverhofft am Morgen unseres Abgangs, ist jetzt in den Bergen.
Und da waren die lieben Gastgeber, und inzwischen Freunde, die wir allesamt schon vorher in den Bergen kennengelernt haben. Dana und Vlad, Sorin und Alex!!!!!!!

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