Von Luxenburg durch den Hunsrück Richtung Bingen….

Nachdem so viel gewesen ist, fällt es mir schwer, einen Anfang zu finden. Ich versuche es mal mit so etwas wie einer Reihenfolge.#

In Echternach hatte ich noch einen Tag Pause gemacht. Mir war empfohlen worden, da ich ja Pilger bin, den Echternacher Dom/Kirche aufzusuchen. Das ist eine Wallfahrtskirche. Immer zu Pfingsten reisen Menschen aus Luxemburg, Deutschland, Belgien und anderswo an, um sich an einer Springprozession zu beteiligen. Dabei Hüpfen die Pilger, begleitet von Straßenmusik/Blaskapellen etc. in Gruppen bis zur Kirche, die Willibrord Grab beherbergt. Dieser Willibrord hat hier vor 1300 Jahren missioniert und ist, glaube ich, 739 gestorben. In den Katakomben werden seine Gebeine aufbewahrt. Um sein Steinsarg ist eine weitere kleine steinerne weiße Kapelle aufgebaut. Willibrord ist „zuständig“ für Epileptiker, Gelähmte und Gefangene. Hier sind mehrere Heilungen berichtet. Vor dem Grab sind Gebetsstühle aufgebaut. In diesem Bereich ist eine sehr intensive Energie, die ich als Gebetsengergie wahrgenommen habe. Menschen, die hier intensiv gebetet haben, haben diese Kraft hinterlassen, sehr beeindruckend.

Trier
Beflügelt durch das windige, halb sonnige, mit klarer Luft angefüllte Wetter lief ich dann nach Trier ein. Irgendwie hatte ich trotz achtsamen Gehens 27 km erlaufen.
In Trier wurde ich im riesigen Dom mit einem Laibtuch Jesus konfrontiert und da frage ich mich nachtürlich, kann das echt sein…….?!?!????? Auf jeden Fall machte der Dom mit seiner Raumgestaltung und der angeglieberten in Renovierung befindlichen Liebfrauenkirche und dem nicht besichtigten Kreuzgang einen mächtigen Eindruck auf mich.
Was mich begeisterte, war, daß ich seit 5 Tagen immer Bio-Essen hatte oder sogar Gebäck, gebacken mit Honig, fand. Wie wunderbar.

Ausonius-Weg
Ich habe mich für den Ausonius-Weg/Strasse von Trier nach Bingen/Mainz entschieden und pilgere in den nächsten 8-10 Tagen auf der Strecke. Ausonius war Gelehrter und Dichter, der im 4. Jahrhundert Kinder der Römer in Trier unterrichten sollte. Die Römerstrasse wurde so um das 1. Jahrhundert nach Christus angelegt, Besiedlung der Römer gab es aber schon ab dem 13. Jahrhundert vor Christus. Nachgewiese Spuren von Besiedlung gibt es aber von der Steinzeit, Bronze- und sogar der Eiszeit. All dies lerne ich von Tafeln am Wegrand. Teils haben sich die Gemeinden ins Zeug geschmissen, teils ist nur der Weg beschildert. Der Weg geht meist nicht durch die Ortschaften, ich weiss also nicht, wo man mal einkaufen könnte, denn nicht in jeder Ortschaft gibt es einen Laden – Von Trier bis Kirchberg war ich demzufolge gar nicht in der Lage einzukaufen.
Viel los ist auf dem Weg nicht, weshalb die Infrastruktur des Weges bzw. Umfeldes wohl auch nicht so ausgebaut ist. Wie gesagt, keine Info nach Läden, aber Cafes etc. scheint es auch nicht sonderlich zu geben. Auch nicht Hinweise, was es denn in den Orten ab vom Weg zu sehen gibt.
Einen Wanderer, Rene, habe ich getroffen, der auch was für andere Wanderer organisiert, so um die Burg Elz herum (www.rekavita.de). Wir haben auf jeden Fall einen netten Schnack.
Ein Großteil der Strecke ist bewaldet, doch seit ich bemerkt habe, wieviele Wälder tatsächlich Wälder sein dürfen, einfach weil sie Wald sind, registriere ich, das sozusagen fast alle Wälder, auch gerade hier, zu rein wirtschaftlichen Zwecken existieren, dadurch auch keine riesige Strahlkraft entwickeln können. Selten sind Bäume älter als 50, gar 80, Jahre. Doch manchmal gibt es dann so Highlights, wo Wälder richtige (Heil-)Kraft haben, wo Bäume 80  bis geschätzte 120 Jahre alt sind. Da sich der Weg überwiegend in der Höhe befindet, ist die Atmosphäre machmal etwas schroff. Wenn sich die Landschaft öffnet und er Blick weit wird, ich in rundum in die Weite schauen kann, dann beflügelt mich auch diese Sicht.

Gesundheit/Erkältet
Bei einigen Bergen – übrigens wunderschön bei Echternach, und an den ersten Tagen vom Ausonius-Weg – bin ich bei den Anstiegen dermaßen ins Schwitzen geraten. Die T-Shirts musste ich dann nach jedem steilen Anstieg wechseln. Hab mich gefragt, woran das liegt. Zu fett? Zu unsportlich? Zu alt :-)? Kenne ich allerdings auch von der innerdeutschen Grenze, von den steilen Anstiegen auf den Lochsteinwegen, auf dem Kolonnenwegen. Auf jeden Fall habe ich mich irgendwie dabei erkältet, es war auch nicht mehr ganz so warm, aber ich konnte nicht mehr als ein T-Shirt anziehen. Bei den Anstiegen oder bei Anstrengung atme ich auch gerne durch den Mund, dies hat meine Bronchien etwas angekühlt. Jetzt, nach 2 Tagen des Unwohlseins, habe ich mich für einen Pausentag in einem Hotel in Kirchberg eingemietet. Hoffe, daß ich morgen wieder fit bin, ansonsten verlängere ich lieber noch einen Tag.

Umstellung Essen und Essen
Vor dem Pilgern habe ich ziemlich geschlemmt und genossen. Etliche Kilos waren die Konsequenz. Einige davon habe ich, glaube ich, falls ich mich nicht täusche, schon abgeschwitzt, bzw. verbrannt. Habe jetzt oftmals abends nichts gegessen, was mir sehr bekommen ist, übertags habe ich mich auch zurückgehalten, nicht nur mangels Einkaufsmöglichkeiten, sondern auch, weil ich einfach nichts brauchte, und dies auch gemerkt habe.
Wenn ich dann in Gaststätten oder bei meinen Gastgebern zu essen bekomme, ist es oft Brot mit Käse und Käse mit Brot. Gerne auch noch ein Ei.  Grundsätzlich ist das meist o.k., doch mag ich einfach nichts mehr essen, was von KZ-Tieren, heißt Tieren aus Massenhaltung kommt. Und die meisten Menschen in unserem Land kaufen ja nicht so bewußt ein. Die Auswahl des Eßbaren ist dann schon sehr beschränkt, zumal ich auch kein Zucker esse, die Marmeladen auch alle Wegfallen. Wenn es dann auch noch Plüschbrötchen gibt, schmeckt mir fast nichts mehr.
Esse ich etwas, was ich eigentlich nicht essen möchte, danke ich oftmals den Tieren, die die Lieferanten für Käse oder Eier sind, bitte um Verzeihung und hoffe und bete für eine Bewußtseinsänderung in unserer Gesellschaft.

Quartiere
Wenn ich ein privates Quartier finde, sind die Menschen immer nett. Und ich freue mich und bin dankbar, einmal, daß sie mir ein Quartier geben, andererseits, daß sie einfach so offen sind. Hier sei ein Paar aus Gonzerath erwähnt. Sie war gerade von einer 22km-Pilgerwanderung nach Klausen auf dern anderen Moselseite zurück, hatte ein Bad genommen, damit die Muskeln sich wieder entspannen und es war gar keine Frage, mir ein Quartier zu bieten. Auch der Ehemann war sofort einverstanden. Zum Abschied bekam ich dann noch einen kleinen Engel für die Hosentasche. Einfach nett.
Allerdings gelingt es mir häufig nicht, ein privates Quartier zu finden. So nächtigte ich schon einige Male unfreiwillig in Pensionen. Eine gewisse Unzufriedenheit nehme ich bei der Gesamtbetrachtung wahr. Hier zwei Erlebnisse aus Niederweiler, meiner letzten Station. Ich lande ich einer Straße. Ich klingele, frage nach einem Quartier. Die Frau, die mir öffnet, ist vielleicht 65, gesundheitlich meiner ersten Wahrnehmung nicht angeschlagen, zumindest nicht bewegungsmäßig. Als ich sie frage, nachdem sie mir kein Quartier geben will, was für mich völlig in Ordnung ist, ob sie denn jemand in der Nachbarschaft kenne, der vielleicht offen für mich sei, sagt sie: Ich weiß eigentlich nicht, wer hier wohnt, ich bin immer nur im Haus – aha!! Sie wohnt aber schon lange da. Und es handelt sich um ein kleines Dorf. Erstaunlich.
Auch in Niederweiler lande ich dann nach vielem Gefrage in einer Gaststätte. Auch hier frage ich die Wirtin, ob sie mir, da ich Friedenspilger sei, kostenlos ein Quartier geben kann. Sie lehnt ab, versucht dann noch im Ort jemand zu finden, der mich aufnehmen könnte, schliesslich gibt sie mir einen Rabatt von 7 auf 20 €, sie ist von der ganzen Situation, was ich da mache sichtbar ein Stück aus der Fassung geraten. Awa, eine Frau, die ich dort kennenlerne, besorgt mir noch ein Müsli für den nächsten Morgen, da ich die Wirtin gefragt hatte, ob sie vielleicht ein Müsli hätte, Awa hatte das mitgekriegt. Die Kellnerin bringt mir noch heißes Wasser und zwei Pfirsiche, was für ein Schmaus.
So frage ich mich, liegt mein nicht vorhandener Erfolg, private Quartiere zu finden an mir, oder an der Gegend?

Grenzwechsel Luxemburg/Deutschland
Es ist immer wieder faszinierend, wie deutlich ein Grenzwechsel zu fühlen ist. Diesmal gab es noch zwei weitere Koriositäten. In Luxemburg gab es nur ganz kleine Brombeeren am Wegesrand, in Deutschland mittelgroße bis große. Auch kam mir das Gras heller vor. Das mit dem Gras fand ich schon richtig schrill, fragte mich, ist das wirklich so?

Atmen
Mein tägliches Ritual ist ja das achtsame Gehen, bei dem ich jeden Schritt – möglichst – achtsam auf der Erde gehe, die Erde fühle und spüre. Auch spielt das Atmen einer erhebliche Rolle bei der ganzen Aktion. Atme und Lächle, oder die tägliche morgentliche Atemmeditation.
So entdeckte ich auf eine tiefere Art und Weise das Verbinden meines Geistes mit meinem Körper, mit jeder Einatmung fühlte ich, wie mein Geist durch jede Pore meinen Körper belebt und belebt und belebt. So setzte ich mich vor ein paar Tagen auf eine Anhöhe, dachte über das darunter liegende Dorf nach und den Geist dieses Dorfes. Das Bewußtsein des Dorfes. Das gemeinsame kollektive Bewußtsein des Dorfes. Und ich atmete eine Weile mit dem Geist dieses Dorfes.

Geld und Zweifel
Wenn ich nun, so häufig in Gaststätten oder Jugendherbergen, teils unfreiwillig übernachtet habe, geht das ganz gut ins Geld, mein Budget gibt es nach der bisherigen Planung nicht her. Ich weiss nicht von kleinen oder größeren Spenden, die in den nächsten Wochen eingehen, also wie finanzieren.
Dann beginne ich gerne zu Zweifeln. An mir und meiner Fähigkeit eines Friedenspilgers, oder der vielleicht sogar totalen Überforderung damit.
Glücklicherweise ist der Zweifel nicht so intensiv wie früher manch mal. Er darf einfach mal da sein, oder er zeigt mit, daß ich wieder zuviel gemacht habe, mich überfordert habe.

Gruppe
Und der Wunsch nach einer permanenten Gruppe, als die wir zusammen friedenspilgern, wächst. Das wünsche ich mir. Und viel Unterstützung von Euch allen. Für ein neues Bewusstsein auf diesem wunderschönen Planeten, auf dem wir mit allen Lebewesen im Frieden miteinander leben.

Ein herzlicher Friedensgruß an Euch
Thomas

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