Teheran II bzw. Rueckschau II
Es sieht so aus, dass ich hier jede Menge Besuch bekomme.
Reza aus Qazvin, Ingenieur, zB. Er will mit seiner Familie auswandern. Am besten nach Deutschland, aber wie….
Vor ein paar Tagen hat er mir freudig am Telefon berichtet, das Deutschland Ingenieure sucht und nun die Bundesregierung speziell eben diese aus Iran, Afghanistan und Parkistan eingeladen hat. So hat er am Dienstag einen Termin bei der deutschen Botschaft. Tolle Nachricht.
Amir und Rasule, Gastgeber von 100 km vorher, wollen mich unbedingt besuchen, wie ich gerade erfahre.
Pouya aus Kozeh Konan, einer meiner freundlichen Kidnapper, kommt fuer Neujahr hierher. Neujahr ist hier am 21.3. unseres Kalenders. Hier wird dann das Jahr 1.394 nach Mohammad eingelaeutet. Im Iran gilt ein Kalender mit 365 Tagen wie bei uns. In anderen arabischen Laendern ist jetzt das Jahr 1436. Der Unterschied kommt dadurch zustande, weil dort immer nach 12 Monden ein neues Jahr beginnt.
Ali, der Vermittler dieser Wohnung, kommt morgen abend.
Gefahr
Toll, Amir aus Miyaneh hatte mich vorgewarnt. Er erzaehlte mir, dass falsche Polizisten sich einen tollen Trick ausgedacht haben. Sie haben ein paar Radtouristen beim wilden Zelten des morgens besucht. Sie wollten das Gepaeck durchsuchen, pruefen ob sie Drogen dabei haben. Das ist hier allerstrengstens verboten. Tatsaechlich haben sich dann das gesichtete Geld geklaut und sind abgehaun. Das ist jetzt schon 400 km her.
Vor ein paar Tagen haelt ein Auto an. Ich gehe etwas abseits der grossen Strasse und lehne das Heranwinken ab, da muesste ich ueber etliche Huegelchen steigen. Ich vermute einfach neugierige Touristeninteressierte Maenner. Aber einer der Maenner kommt zu mir in einem etwas agressiven Tonfall und will meinen Pass sehen. Er sei Polizist. (Polizisten sind hier gewoehnlich aus meiner Erfahrung heraus nett und eher ruhig) Ich hab mir noch nie einen Ausweis von der Polizei zeigen lassen, aber jetzt. Willig gibt mir einer der Maenner seinen Ausweis. Das ist kein Polizeiausweis, reagiere ich. Der agressive Ton verstaerkt sich, ich bin ganz ruhig. Hmmm, woher jetzt Hilfe kriegen, frage ich mich. Ich gehe zur Strasse und will ein Auto anhalten. Die koennten dann bestaetigen, dass es sich hier um Polizei handelt oder nicht. Die beiden Maenner verlassen die Szenerie. Und ich find es schade, dass ich mir die Nummer vom Auto nicht gemerkt habe.
2 Tage spaeter das gleiche Spiel. 2 Maenner in einem Auto. Einer hat nen agressiven Tonfall drauf. Will meinen Pass. Ich lehne ab. Ob ich Drogen dabei haette. Ich verneine. Und gebe zu verstehen, dass ich das Spiel kenne, gerne die Polizei anrufen koenne….. Kennzeichen kann ich mir nicht merken, aber die beiden haben ja auch nicht wirklich was gemacht.
Wenn sie erst mal den Pass haben, koennen sie ihr Spielchen weiterfuehren. Einen sozusagen zwingen, alle Dinge und Taeschchen auszupacken, zu zeigen. Und das ersehnte Geld finden.
Auf jeden Fall klasse, dass ich es rechtzeitig durchschaut habe. Dank an Amir.
Gefahr II
Ich laufe an einem LKW vorbei.
Was sehe ich da?
Ihr kennt doch sicher das Logo von Kappa, ein Paearchen, dass mit dem Ruecken zueinander auf dem Boden sitzt. Schatten von Mann und Frau.
Ich sehe das Logo auf einem Aufkleber, der eben dieses Schatten in ein Warndreieck gedruckt hat. Darueber ein Stern, und unter dem ganzen Schild
Danger – Gefahr (wir befinden uns in einem islamischen Land) Ich kicher mir einen zurecht.
Malard
Mein Weg fuehrt mich seit einiger Zeit an den grossen Strassen entlang. In Malard entdecke ich einen tollen Park. Diesmal nicht nur direkt an der Strasse, oder gar in der Mitte von den jeweils 3 Spuren in eine Richtung. In Ermangelung von Platz hat sich die Stadt ausgedacht, einen Park zwischen den Obstgaerten anzulegen. Die Obstgaerten sind zwar eingezaeunt, doch dazwischen Wege geschaffen, Parkbaenke zu genuege, ein paar Fitnessgeraete, Grillgelegenheiten. Alles nett in leuchtenden sonnigen Farben angestrichen. Einfach toll. Und die Baueme stehen in voller Bluete, was fuer ein Genuss.
Hier treffe ich auf eine Gruppe junger Maenner. Einer davon heisst Sober und es ist klar, aha, da kann ich uebernachten. Ich willige ein, zum Abendgebet, Sonnenuntergang mit in die grosse Moschee zu kommen. Hier singen sogar Kinder, mit richtig guter Stimme, zu den Verbeugungen der Betenden.
Bevor es zur Abendruhe kommt, fahre ich mit Sobers Freunden zum Power-Lifting, Fitness Studio.
Schliesslich darf ich mich ausruhen. Und es tut sooo gut.
Ich finde die tuerkischen oder persischen Betten einfach klasse. In jedem Haus gibt es davon mindestens 10, manchmal 20. Sie sind wir eine Art Futon, mit Schafsfell gefuellt und werden auf dem Boden ausgebreitet. Decke gereicht, fertig. So auch hier. Ich geniesse es so zu liegen, bekunde mein Wohlgefallen mit einigen Geraeuschen.
Schliesslich springt Sober auf und fragt: Massage? Jaaaaa!!!!!!! Ich kriege eine Ruecken und Fussmassage.!!!!!!!
Am naechsten Morgen geniesse ich wieder den tollen Park, bevor ich mich fast schon mittags, wieder auf die viel befahrene Strasse begebe.
Sober hat mich total in sein Herz geschlossen, ruft mich alle 2 Stunden an und bekundet seine Sympathie. I love you – Ist alles gut? – Wo bist du? Mehr gemeinsame Worte haben wir nicht. Einfach ruehrend.
Habt es allesamt gut
Herz
Thomas
Comments are closed.