Die Auswirkungen
Liebe Freude,
die Türken kontrollieren nach dem Abkommen mit der EU die Kueste, die nah an der Nordkueste von Lesbos liegt mit ihrer Kuestenwache. Ab und zu kommen Boote durch. Es ist etwas ruhiger hier geworden. Zeit um an Verbesserungen zu Arbeiten und nicht staendig auf 150 zu sein. Hier spreche ich fuer diejenigen, die noch vor meiner Zeit Tage hatten, an denen 6-7000 Menschen hier ‚durchgeschleust‘ wurden. Und das nur in dem einen Camp.
Ploetzlich kommen viele Boote nahe Mytilini, der Hafenstadt und Inselflughafenstadt, an. Moria, das Camp nahe dem Registrierungsbueros (Die Registrierungsstelle sieht aus wie ein Gefaengnis) Ich war dort fuer 2 Nachtschichten. Die erste Nachtschicht, war unglaublich busy. Es kamen staendig Busse an, brachten die ankommenden Fluechtlinge, die in der Nacht die Ueberfahrt in seeuntauglichen Dinghis – Gummiboote, die fuer 15 Personen gedacht sind und mit 30-50 Personen gepackt sind – gewagt und ueberstanden haben, an. Gefuehlte 1000, vielleicht mehr.
In der 2. Nachtschicht, ruhiger, vielleicht 200 Ankommende, hatte ich nicht soviel Energie und hab erst im nachhinein verstanden, was ich dort alles gearbeitet hat. Und es wirkt immer noch nach. Es ist das Verstehen, wie dieser Ort ‚funktioniert‘. Es ist total chaotisch und unorganisiert.
Viele, aber nicht genug, Freiwillige versuchen, irgendwie Ordnung in das Chaos zu bringen. Es gibt keine sauberen und nur wenige Toiletten, viele davon nur als Plastiktoiletten. Die Duschen sehen nicht weniger freundlich und weniger als einladend aus. Die Leute schlafen in kleinen Zelten, kriegen, wenn sie Glueck haben eine Decke, da es nicht immer genug gibt!!!! Sie waermen sich am Feuer. Es ist kalt in der Nacht.
(Heute hab ich mit Natascha, die hier im Norden die Toiletten gesaeubert hatte, einen ReinigungsAktionsplan fuer eben diese ausgearbeitet. Die Leute in Moria, Schichtleiter Amie und Collin, hab ich gebeten ein Team zusammenzustellen. Joan aus USA, hat gespendetes Geld mitgebracht, ist unterwegs und kauft Reinigungsmaterial. Wir werden in der Nacht von Sonntag, 23h-8h, auf Montag loslegen, ausgeruestet mit Gummistiefeln, Regenponchos, Atemschutz, Handschuhen. Und helfen ein bisschen Menschenwuerde herzustellen. Das ist der Plan im Moment.
Der zweite Schritt waere dann, ein paar Insulaner anzustellen, die gegen Bezahlung den Reinigungsdienst uebernehmen. Das hat hier im Norden auch geklappt. Mal sehen, wie das finanziert werden kann.)
Die Freiwilligen haben ein Camp gebaut, mit einem Arztzelt, Kleiderausgabe, Umkleidezelte, Teezelt, Essenszelt, Kinderspielzelt, Infozelt….. das hoert sich schon nach was an…. Aber es ist kalt in der Nacht, und es gibt nirgends eine Heizung. Es entsteht eine Unmenge an Muell jeden Tag, kaum/nicht zu bewaeltigen. Nasse Kleidung wird oft hinterlassen, die wird dann gereinigt. Das alleine ist schon eine Mammutaufgabe…….
Auch in Moria arbeiten die Freiwilligen in 3 Schichten!!!!
Viele der Freiwilligen, die im Norden ‚registriert‘ sind, helfen in der Not im Sueden aus, was aber wiederum Probleme im Norden verursacht, weil die Freiwilligen nicht zu den vereinbarten Schichten auftauchen. Vor ein paar Tagen zB. kamen mitten in der Nacht 180 Menschen an, es waren aber nur 3 Volunteers da, um alles zu organisieren. Ein paar Tage davor, ein aehnliches Spiel. Allerdings war die Morgenschicht gut besetzt, wir dachten aber, dass vielleicht nix passiert, es war ruhig. Dann hiess es, in einer halben Stunde kommen 300 Leute an, dann eine halbe Stunde spaeter wurde die Zahl auf 600 korrigiert. Ihr seht, alles ist ein bisschen unkalkulierbar.
Die Vorwarnzeit haben wir nun, weil alle, die ein Smartphone haben, auf slack, aehnich wie whatsapp organisiert, miteinander in Kommunikation sind. Ich bin einer der wenigen, die nur ein Miniphone haben, aber es funktioniert auch so. Kommt ein Boot an der Kueste an, schreiben die Kuestenteams Nachrichten, bringen die Leute zu der Kuestenbusstation, die werden kann zu unserem Durchgangscamp Oxy gebracht.
Heute hab ich von einer Frau gehoert, die aus Cios, weiss nicht genau, wie das geschrieben wird, ist auf jeden eine kleine Insel weiter suedlich, das dort auch sooo viele Leute angekommen sind. Dann wieder weniger. Es ist eine Art Pingpongspiel, hat sie gemeint. Die Schlepper bringen dann die Fluechtlinge immer dort hin, wo sie vermuten, dass die Tuerken nicht kontrollieren.
Anyway, fuer die Refugees bedeutet es, gefaehrliche oder weitere Routen zu nehmen.
Fuer uns kann es bedeuten, dass ploetzlich im Norden wieder unglaublich viele Leute hier ankommen koennen.
Ein kleiner Einblick in unseren Alltag hier.
Alles Liebe
Herzen
Frieden
Herzen
Thomas
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