Frieden Freude Frieden

Thomas schreibt:

Liebe LeserInnen!!!

Was vorher war:
Zwei Tage war ich auf einem Campingplatz nahe Niksar untergebracht, Çamiça, in einem neuen Bungalow. Das war gut, konnte mich entspannen, hatte sogar 2 x Lagerfeuer, doch gab es auch hier und da wegen kultureller Unterschiede und aus Kommunikationsgründen, Missvertaendnisse. So bin ich einmal in ein ziemliches Fettnaepchen getreten, wovon hinterher jeder wusste. Es war auch Essen angeboten, es ist ein Platz der Gemeinde, doch oftmals dauerte es ‚ziemlich‘ viel laenger als angekündigt. So hatte mich das Universum auf eine Geduldsprobe, und dazu auf einen Art Diaetplan gesetzt. Ich hatte akzeptiert.

Gestern ging ich dann wieder los, erst mal wieder nach Niksar mit dem Auto – bis dahin war ich schon gelaufen – zum Zahnarzt, Brücke war rausgefallen, sitzt jetzt wieder super. Dann bin ich los. Ich wollte unbedingt wieder in den Bergen am Abend sein, wollte das weite und heisse Flusstal durchqueren.

Mittwochs ist mein Fastentag, doch an einem Maulbeerbaum mit reifen Früchten konnte ich dann doch nicht vorbeigehen. Abends kam ich dann in Arıpinar bei Osman’s Familie an. Er hatte den ganzen Tag einen Bewaesserungsgraben gesaeubert und völlig erschöpft, trotzdem war es für ihn selbstverstaendlich mich einzuladen. Wir landeten schliesslich auf seinem Balkon mit Sicht ins Tal und auf Niksar und das ganze Bergpanorama. Schon bald gesellten sich etliche Frauen dazu, seine eigene mit wunderschönen Augen und Gesicht, seine strahlende blinde Schwester, die Tochter, die Enkelin, einige Nachbarinnen. Eine superherzliche WillkommensAtmophaere. Osman führte mich durch den Garten, einen Esel hat er auch, zeigte mir angebaute Kartoffel-, Mais-, Tomaten-, Bohnen- und sonstige Gemüsebereiche. Hier ist die Gegend schon trocken, so gibt es kleinere und groessere Bewaesserungssysteme. Walnussbaeume, Maulbeeren, Armut, Feigenbaeume gehoeren ebenfalls zum Grundstück. Ich hatte schon vorher überlegt – die Tage vorher waren ja schon tendenziell Diaettage – ob ich vielleicht heute mal ne Ausnahme mache und ja ich machte die Ausnahme. Die Tochter kochte hervorragend und ich habe mit Osman fürstlich gespeisst. Es gab Börek, Blaetterteig mit Kaese gefüllt, in der Pfanne auf dem Feuer zubereitet; Salat mit Tomaten, Gurken, Frühlingszwiebeln und Limone verfeinert; Gedünstete Bohnen und Tomaten; eine Art Frischkaese und Pekmez, das ist Melasse eben aus den Maulbeeren. Dazu Brot und den üblichen Çay/Tee. Die Frauen haben alle nicht mitgegessen. In diesem Haushalt essen sie immer nach den Maennern. Der 20jaehrige Enkelsohn tauchte auf und über eine InternetÜbersetzungs’maschine‘ haben wir uns sehr angeregt unterhalten. Das Haus sieht von aussen etwas unfertig aus, wie fast alle Haeuser hier und so staunte ich nicht schlecht, im edlen Besucherzimmer meine Schlafstatt zu finden. Die allerneuesten Sofamöbel mit weissem Lederimitat und weinroten Bezügen. Mein Bett war mit roter Rosenbettwaesche auf weissem Grund bezogen.
Das Frühstück stand der Abendmahlzeit nicht nach. Und es gab einen superherzlichen Abschied.
Schon beim Aufstehen bemerkte ich eine grosse Zufriedenheit in mir. Nach der Entscheidung für unseren Doppelweg war ich manchmal traurig und nicht ganz 100prozentig sicher, ob es die richtige Entscheidung war. Doch jetzt spürte ich in mir, ja es ist gut, ich bin angekommen bei dem ’so wie es jetzt ist‘. Es ist so schön wieder unterwegs zu sein.

Die Nachricht, die soviel Freude auslöste!
Gegen Mittag sms-te ich mit Holger, er leitet die Flensburger Sangha (hatten wir vor meiner Abreise gemeinsam geleitet). Und ich erfuhr, dass dieses Jahr – endlich – 2 Mitglieder der Sangha zusammen mit ihm zu Thich Nhat Hanh ins EIAB zum Retreat fahren. Ich hab mich so supersehr darüber gefreut, unglaublich. Das ist so klasse für die Flensburger Sangha…… Meine Freude war auch für mich so unerwartet. Ich spürte, das sich ein Teil im meiner Milz entspannt. Hier halte ich offensichtlich fest, hier in der Milz entspannt sich ein Bereich, der festhaelt, der will. Offensichtlich, auch wenn ich losgelassen habe, angeblich, sitzt immer noch ein Teil von Willen, der Gutes will, eben auch für andere oder eine Gemeinschaft, hier halte ich die Spannung.
Ich denke so bei mir, wenn ich jetzt viele waere, würden wir ein Fest feiern……. Schmunzel schmunzel 🙂
Und diese Freude haelt an…….

Finde ein Paeckchen Honig am Wegesrand…..
erinnere mich, was ich alles schon vorher in den letzten Wochen fand
Einen Apfel
Einen Ayran – im Plastikbecher, heil und haltbar
Ein Cappy
Natürlich Früchte an den Baeumen
……..
und es macht mich einfach froh

Frieden ist…….
Noch einmal schaue ich zurück. Vor vielleicht einer Woche hatte ich mit Adnan telefoniert, ihm ein Gedicht, was ich nachmittags verfasst hatte, vorgelesen und er hatte danach gemeint, ich waere talentiert im Gedichte schreiben und vorlesen – Das war neu für mich.

Die Zeilen sind entstanden, da Magdalena gerne die Leute nach Frieden befragt, und die Frage an die Menschen ist meist, Was ist für dich Frieden und sie sollen dann den Satz vervollstaendigen. Frieden ist….     Also denke dir beim Lesen hier und da ein ‚ist‘

Frieden – wenn ich Frieden fühle
Frieden – wenn ich Frieden fühle in meiner Umgebung
Frieden – wenn ich die Herzen meiner Mitmenschen sehe kann – Begegnung der Herzen 
Frieden – wenn ich fühle, was wir sind
Frieden – wenn wir fühlen, was wir sind
Frieden – wenn wir Frieden fühlen wollen
Frieden – wenn ich Stille fühle
Frieden – wenn ich Stille in den Menschen fühle
Frieden – wenn ich den Wunsch nach Stille in den Menschen fühle
Frieden – wenn wir unsere Herzen wahrnehmen
Frieden – wenn ich die Erde fühle
Frieden – wenn wir in Kontakt mit dem Universum sind
Frieden – wenn ich Frieden fühle

und
wirklicher Frieden ist auch dann, wenn ich alles Loslassen kann, jede Art von Erwartung, auch wenn sie im Guten ist

Frieden – wenn ich Frieden fühle

Einen herzlichen Friedensgruss
Thomas

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