Erfahrungen „ohne Geld“ und mehr

Liebe LeserInnen,
wir, Helge und ich (siehe Extrabericht von Helge) sind z.Zt. in Kehl, heute Mittag kommen wir in Straßburg an.

„Ohne Geld“
Der erste Tag nach Karlsruhe und ohne Geld, war von zögerlichem Nachfragen geprägt. Im Naturkostladen – belegtes Brötchen bekommen -, auf dem Markt – Apfel erhalten. Etwas scheu war ich noch, nachzufragen, doch Erfolg hatte ich schon. Ich bekam vielleicht nicht unbedingt das, was ich wollte und die Reaktionen waren anders als ich vermutet hatte, doch schliesslich hatte ich was zu Essen. Dann fand ich noch allerhand Maronen, die es am Abend gab. Da hatte ich eine etwas kalte unfertig renovierte Ferienwohnung im Keller. Erst nach einiger Zeit fand ich dort heraus, daß der Gasherd schon funktionierte. Da ich nur wenig Wasser hatte – nur die Klospülung funktionierte – rationierte ich mir das Wasser für Zähneputzen und die zu kochenden Maronen ein.
Irgendwie war es aber insgesamt nicht so schwierig, nach Essen zu fragen, da ich ja schon seit Jahren abends nach dem Quartier frage.

Helge kam dann in Rastatt dazu. Am Abend suchten wir dann gemeinsam das erste gemeinsame Quartier. Ich hatte noch 4 € in der Tasche, Helge hatte sich auch entschieden, ganz ohne Geld zu gehen.
Bei der ersten Anfrage bekamen wir erst mal eine leckere Kürbissuppe. Hmmmh. Am 2. Haus, an dem wir anfragten, kamen wir mit einer netten älteren Dame ins Gespräch. Sie wollte uns aber nicht einladen, hatte eine Empfehlung – die Gaststätte Kreuz im Dorf – und gab uns zum Abschied 20 € in die Hand – uuuppppps!!! Wir fragten in der Gaststätte und ernteten ein unfreundliches „No“,  geht gar nicht, nicht ohne Bezahlung. Es folgten etliche Versuche, auch am Pfarrhaus -keiner da – alles Absagen. Bei der Begegnung mit einer Frau, die gerade mit dem Auto nach Hause kam, hielten wir plötzlich weitere 30 € in der Hand. Sie sagte, sie spende öfter mal etwas Geld, und jeder Mensch hätte sich mal für eine Aufgabe oder Berufung entschieden. Wir würden jetzt unsere Aufgabe wahrnehmen und sie möchte das Projekt unterstützen. So waren es nun 50 € geworden, was sollte das bedeuten? Wollten wir nicht ohne Geld gehen? Sollten wir jetzt zurück in die Hotelgaststätte und dort noch mal nach einem Zimmer fragen, obwohl die Herbergschefs uns „wahrscheinlich vorgeflukert“ hatten, daß alle Betten und Zimmer belegt seien? Nach vielem Hin und Her mit unser eigenen Verwirrung gingen wir zurück in die Gaststätte. Dort stand aber keiner hinter dem Tresen. Die Gäste dort meinten, da käme schon gleich jemand. Nach etwa 2 Minuten wurden wir von einem Tisch angesprochen, 3 Monteure, wie sich später herausstellte. Einer davon fragte, ob wir die aus dem Fernsehen seien, die barfuß über die Alpen gehen (Ich hatte keine Socken in den Sandalen an). Nach kurzem Gespräch boten die 3 uns noch 2 freie Betten in deren gemieteter Ferienwohnung an. Quartier gefunden. Schliesslich bekamen wir von der Wirtin, die vorher so unfreundlich auf uns reagiert hatte, ein Getränk auf Kosten des Hauses angeboten – das war das vielleicht erstaunlichste des Abends.

Nun hatten wir also 50 €, obwohl wir ohne Geld laufen wollten. Was tun. Nun hatten wir ein neues Problem. Wir wollten ohne Geld laufen, hatten aber welches. 🙂

Das hat uns dann vielleicht noch so 2 Tage beschäftigt. Haben beschlossen, daß wir dieses Geld benutzen, für Dinge, um die man vielleicht nicht bitten kann, bzw. und Dinge, die es gerade nicht im „Angebot“ gibt, heißt für den Notfall.

Sogar hier im Internet-Cafe in Kehl ist es uns gelungen, diesen Eintrag kostenlos machen zu können. Freu.

Ansonsten war hier gestern abend in Kehl eine kleine fast theaterreife Inzenierung im Gange. Erst die Suche nach einem Quartier. Ich dachte schon, daß wir eine Zusage in der Jugendherberge vor Ort hätten. Dies stellte sich dann als Mißverständnis heraus und es hat mich total runter gezogen. Nach etwa 2 stündigem Suchen konnte ich einfach nicht mehr. Durch ein bisschen hin und her und einigen Telefonaten mit Menschen, die uns ihre Hilfe angeboten hatten, falls wir nichts finden (und dann noch einer Erschöpfungskrise) wuselte es dann plötzlich um uns herum. Ich kann noch nicht mal sagen, wieviele freundliche Helferinnen der kath. Kirchengemeinde Nepomuk  es waren, aber 6-8 mindestens, die jetzt bemüht waren uns zu helfen und alle nötigen Nachtzutaten (Decken und Unterlagen) und was zu Essen vorbeibrachten. Tatsächlich konnten wir das alles gar nicht essen. Total alle sank ich zu Bett.     
Es folgten noch Einladungen zum Frühstück und sogar Mittagessen.

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