Markneukirchen erneut Pausentag

Hi, einen Tag bin ich nun gelaufen. Und nun schon wieder ein Pausentag 🙂 ???
Bin gestern etwa 20 km gelaufen, von Klingenthal nach Markneukirchen. Der Herbst ist ein wunderbares Ereignis und die Natur so wunderschön, all die Farben beeindrucken. Von rot zu braun, von gelb zu allen Schattierungen von grün. Manchmal ist es so schön, da treibt es mir die Tränen in die Augen vor lauter Schönheitsgenuß.
Wenn ein Baum so wundervoll leuchtet in Gelb. Wenn ein Anderer so herrlich hellgrün und gelb kombiniert, wenn eine riesige Rotbuche nur noch einen roten belaubten Ast hat, alle anderen Blätter von gelb bis braun gefärbt sind……
Um die Täler herum sind die Berge hier noch so bis 700-800 Meter hoch.

Das Laufen ging sehr gut gestern, obwohl mein Rucksack wegen vieler Proviantvorräte, u.a. mitbebrachte Äpfel aus meinem Elternhaus, noch reichlich schwer ist.
In diesen „Trecking“-Sandalen war, bin ich noch keine weite Strecke gelaufen. Gegen Nachmittag zog sich die Wolkendecke ein wenig zu, so daß ich mir früh ein Quartier gesucht habe, später dann wieder in einem Hotel gelandet bin. Die letzten 2 km merkte ich schon ein wenig unter den Füßen, war dann aber doch ziemlich überrascht, als ich abends bei der Inspektion meiner Füße eine ordentliche Blase zwischen großer Zehe und Ballen fand.
Meine Füße sind ein genauer Anzeiger für Unstimmigkeiten und so interpretiere ich die Blase als Resultat als nicht achtsam genug gegangen.
Stand dann heute morgen vor der Entscheidung, weitergehen und das Risiko weiteren Leidens einfangen oder einen Tag pausieren. Mein Kopf wollte auf der einen Seite wirklich weitergehen – hab ja nur so wenig Tage (knapp 3 Wochen) diesmal, doch glücklicherweise hat er eingesehen…. Ich möchte ja schließlich Friedenspilgern…!!! So muß ich selbstverständlich auch die Sprache meines Körpers berücksichtigen.

Ein kleinen Erdbeben heute morgen ließ auch das Haus etwas zittern.

So inspiziere ich gerade Markneukirchen. Eine Sängerin, der ich begegnete, deutete gleich an, wie schwer es hier wirtschaftlich ist, etwas zu machen. Ein Pommesbudenbesitzer war ganz erstaunt, als ich fragte, wieviel die Majonaise zur Pommes kostet (ist doch selbstverständlich, daß die incl. ist – aha). Eine Buchhändlerin wußte nicht genau, ob es hier ein Internet-Cafe gibt und schickte mich doch zur rechten Ecke, wo ich jetzt sitze.
Musikinstumente werden hier seit Generationen hergestellt. Holz- und Metallblasinstrumente, Perkussion, Geigenbogenbauer….. Enttäuschung, wie in Klingenthal kann ich hier nicht so deutlich fühlen; partiell Sorgen, die sich die Menschen machen.
Einen Gedenkstein hab ich im Ort gefunden. Vom 7.-9.10.1989 gab es Stille-Demos gegen das SED-Regime, mit Kerzen, am 11.10. haben sich hier 2000 Menschen, ähnlich wie in Leipzig (70000), auf der Straße versammelt, haben demonstriert. Haben damit die Wende eingeläutet.

Heute morgen las ich die Zeitung zum Welteitag. (Hatte in den letzten Tagen immer Lust auf Eier.) In der Zeitung gab es dann einen stolzen kleinen Artikel. Jedes 10. Ei, was in Deutschland verzehrt wird, kommt aus Sachsen. Es gibt allein 52 Großbetriebe mit insgesamt 3,4 Millionen Hennen . Heißt in jedem dieser „Eiproduktionsstätten“ leben durchschnittlich ca. 70.000 Hühner. Insgesamt leben in Deutschland demzufoge 34 Mio Hühner, die meisten in Legebatterien, also 78 Mio geschlüpfte Küken (von den geborenen – männlichen – Hähnchen sind die meisten bestimmt vergast worden). Drei Eier hab ich in den letzten 3 Tagen gegessen, wahrscheinlich aus Legebatterien. Morgen früh steht bestimmt wieder eines gekocht auf dem Tisch.
Ich bin immer wieder schockiert bei dem Gedanken an die Tiere, wie wir, wie unsere Gesellschaft mit ihnen umgeht.
Normalerweise esse ich keine Eier aus Legebatterien – aber so unterwegs….
Denk denk denk……..
Obwohl es mir schwerfällt, werde ich das Ei morgen nicht essen.
Friedensarbeit fängt halt auch schon beim Frühstück unterwegs an.

Alles Liebe
Thomas

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